· 

Spuren hinterlassen

 

Hast du dich schon einmal gefragt, welche Art von Spuren du auf dieser Welt hinterlassen willst? Im Rahmen meines Wildnisjahres setze ich mich intensiv mit der Natur, ihren Bewohnern und den Spuren auseinander, die sie hinterlassen. Tracking ist sehr spannend, da es viel über das Geschehen in einem speziellen Habitat verrät. Wer betritt früh morgens die gleichen Pfade wie du? Ist es ein scheues Reh, ein flinker Fuchs oder ein Graureiher bei der Jagd? Wurde hier ein Revierkampf ausgetragen oder gebalzt? Und wer schleift bei Dämmerung seine Beute durch den staubigen Pfad beim Acker?

Die Natur ist minimalistisch. Wildtiere nehmen immer nur das vom Buffet der Natur, was sie zum Überleben benötigen, stellen die Fortpflanzung bei Überpopulation intuitiv ein und tun immer nur das, was jetzt gerade wichtig ist. Es gibt sogar Vogelarten, die jedes Jahr zu ihrem alten Nest zurückkehren, um dieses zu reparieren und erneut dort zu nisten. Der Mensch ist irgendwie anders. Er ist das einzige Lebewesen der Erde, das Müll produziert, der zu einem großen Anteil nicht biologisch abgebaut werden kann.

Auf meinen regelmäßigen Streifzügen durch den hiesigen Naturpark nehme ich gerne einen Beutel mit, um Müll aufzusammeln, den ich unterwegs finde. Bei meinem letzten Streifzug waren das 2,5 volle 25L Müllsäcke. Ganz schön viel. Und das nur von einer Runde um das Gewässer. Ich muss dazu sagen, dass im hiesigen Naturpark wirklich viele Abfalleimer installiert sind, sodass man nie weit laufen muss, um etwas zu entsorgen. Es macht mich traurig, dass viele Menschen dennoch unachtsam und fahrlässig sind.

Es macht mich nachdenklich, dass viele Menschen nur Wachstum und Ausbreitung im Sinn haben, Flächen im Sekundentakt versiegelt und betoniert werden, nur um noch mehr Parkplätze und Parkhäuser, Lagerräume und Fabriken zu errichten. Wie ein Krebsgeschwür frisst sich die Zivilisation in die unberührte Natur, die vielen Lebewesen ein Zuhause ist. Auch unseres. Haben wir vergessen, dass auch wir ein Teil der Natur sind?

Der Mensch hinterlässt große Fußabdrücke und viele von ihnen werden nicht mehr verschwinden: Die Plastikstrudel in den Ozeanen, die Müllberge auf den Halden Afrikas, auf denen die Geier schon lauern und der Atommüll, der tief vergraben und verborgen vor den Augen der Zivilisation immer noch strahlt und alles Leben in seinem Umkreis vernichtet. Was werden wir tun, wenn auf der Erde kein Platz mehr ist? Schon jetzt befinden sich in der Erdumlaufbahn zahlreiche Schrott- und Wrackteile. Die Ringe des Saturns bestehen aus riesigen Eisbrocken, die von uns aus betrachtet wundersame Muster zeichnen. Bestehen die Ringe der Erde bald aus Müll und Schrott?

Welches Bild zeichnen wir auf den Rücken der Erde, die unsere Heimat ist? Glauben wir etwa, dass wir die Wahrheit vergraben oder in den tiefen des Alls verstecken können, damit sie dann, wenn sie erst einmal vergessen worden ist, irgendwann von selbst verschwindet? Ist uns bewusst, dass sie Schatten wirft, die länger werden? Minimalismus ist nicht bloß ein schicker Trend. Vielleicht ist er sogar eine Notwendigkeit.

Welche Geschichte erzählt dein Fußabdruck?

 

 

Kommentare: 5
  • #5

    Stefan Müller (Samstag, 01 Mai 2021 18:32)

    Hallo Aura,

    Es ist grausam und ein Jammer, denn jeden Tag sieht man, was die Specie Mensch unserer schönen Mutter Erde alles antut und zumutet,
    bei den Fußabdrücken angefangen, die riesigen Müllberge, am Land und in Gewässern, auch in den Mägen der Meerestiere zu finden, (grausam ), Wälder werden im großen gerodet für die ( grausame Massentierhaltung ), Palmölplantagen, riesige Wohnblockbauten, riesige Flächenverdichtungen für Autostraßen, Bauplätze, Fußballstadien, die danach leer stehen und verfallen.

    Die Fußabdrücke in all den Milliarden Jahren der Erdexistens
    hat noch nie eine andere Specie erzeugt, als wir Menschen.
    Wenn wir nicht mehr da währen, würde sich Mutter Erde erholen, ihre Wunden würden heilen, und ihr ginge es danach viel besser als mit uns, denn sie braucht uns nicht in keinster Weise, aber wir Menschen sind in jeder Hinsicht von ihr abhängig.

    "Wir Menschen" müssten uns eigentlich jeden Tag bis zu unserem Lebensende vor Mutter Erde verneigen, und ihr großen dank aussprechen, für all das was sie uns gibt, und wegen uns erleiden muss, wir nehmen ihr nur weg, statt ihr auch zurück zu geben.
    Wir Menschen müssen uns dafür ganz groß schämen.

    Grüße.
    Stefan

  • #4

    Aura (Dienstag, 13 April 2021 19:34)

    Hallo Anja!

    Was du sagst, fühle ich sehr. Das C.-Problem macht auch einiges unsichtbar. Dazu wird auch morgen ein Artikel kommen, in dem ich das nochmal aufgreifen möchte. Ich freue mich schon, wenn ich auch nur eine andere Person dazu inspirieren kann, ebenfalls nachhaltiger zu leben oder auf Müll-Tour zu gehen. :-) Die Macht liegt wirklich bei jedem Einzelnen, der etwas tun kann.

  • #3

    Anja (Dienstag, 13 April 2021 11:57)

    Das macht mich auch wirklich betroffen! Gerade jetzt in Zeiten von Corona, wo nach außen hin so getan wird, als wenn der Mensch verstanden hätte, dass alles miteinander in Verbindung steht... Neulich war ich beim Einkaufen und der Markt hatten nagelneue Einkaufswagen, die sogar richtig sauber und appetitlich aussahen. Allerdings war bereits ein Großteil innen mit alten Masken, Tüten und Desinfektionstüchern vermüllt. Ich war echt fassungslos. Die Papierkörbe stehen direkt neben den Wägen. Kann man diesen unappetitlichen Müll nicht einfach dort entsorgen? Muss ich den nächsten Nutzer zwingen, diesen (evtl tatsächlich infektiösen) Dreck wegzumachend?
    Ebenso sehe ich ständig neu vermüllte Picknick-Bänke und Tische in der Natur. Jetzt im Lockdown haben viele das Spazierengehen und Wandern wieder entdeckt. Es könnte eigentlich so schön sein.... aber der Mensch schafft es irgendwie immer wieder ...
    LG Anja

  • #2

    Aura (Montag, 12 April 2021 16:13)

    Hallo Vali!

    Die Vorbereitungen laufen. Auch wenn ich Freundin der Spontanität bin, ist es mir wichtig, dass vorher ein paar Dinge erledigt sind. Zum Beispiel habe ich immer noch einiges da, was zum Verkauf steht und zur Spende gebracht werden will. Sowas zieht sich leider häufig, vor allem das Verkaufen. Aber jetzt fehlen nur noch ein paar Handgriffe. Außerdem warte ich immer noch auf gutes Tageslicht... bei dem Aprilwetter aktuell ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn alles gut geht, stelle ich die Roomtour noch diesen Monat online, spätestens aber im Mai!

    Liebe Grüße! :-)

  • #1

    Vali (Montag, 12 April 2021 15:54)

    Liebe Aura,
    wann kommt denn ein Rommtour/Wohnungstour Update? Ich bin schon ganz gespannt :)