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Johari

 

Heute mal wieder kurz und knackig. Ein spannendes Konzept, mit welchem ich mich in den vergangenen Wochen beschäftigt habe, ist das Johari-Fenster. Das Johari-Fenster kann auf eindrucksvolle Art und Weise Dissonanzen des inneren und äußeren Selbstbildes aufzeigen.

Du kannst einmal überlegen:

Was weißt du über dich selbst?
Was davon zeigst du im öffentlichen Kontext?
Was davon verbirgst du vor anderen?

Und die spannendste Frage: Kannst du dir vorstellen, dass es etwas gibt, das nur andere über dich wissen, du selbst aber nicht? Klingt paradox? Nicht unbedingt, denn hier liegt der „blinde Fleck“. Die Diskrepanz zwischen der bewussten Selbstwahrnehmung und dem blinden Fleck ist oft die Ursache für ein unvollständiges Selbstbild, das in verschiedenen Kontexten zu Verunsicherung oder gar sozialen Schwierigkeiten führen kann. Es kann sich also lohnen, mit Hilfe des Johari-Fensters einmal genauer hinzusehen.


Die vier Quadranten des Johari-Fensters

 

Öffentlich – Hier stimmen Selbst- und Fremdbild überein. Eigenschaften und Verhaltensweisen, die öffentlich gezeigt werden und somit die „öffentliche Persönlichkeit“ ausmachen fallen in diesen Bereich. Der öffentliche Bereich ist umso kleiner, je weniger wir einen Menschen oder eine Gruppe kennen.

Geheimnis – Hierein fällt alles, was man über sich selbst weiß, vor der Öffentlichkeit aber verborgen hält. Dieser Bereich ist ebenfalls veränderbar, da es davon abhängt, wie die Beziehung zu außenstehenden Menschen geprägt ist und wieviel wir mit diesen Menschen teilen. Der „geheime Bereich“ ist umso größer, je weniger wir einen Menschen oder eine Gruppe kennen.

Blinder Fleck – Hier weicht die Fremd- von der Selbstwahrnehmung ab, oft stärker als zuvor angenommen. Der blinde Fleck umfasst Eigenschaften und Verhaltensweisen, die uns selbst nicht bewusst sind, anderen aber schon.

Unentdeckt – Jeder Mensch besitzt Eigenschaften oder Fähigkeiten, die unentdeckt sind, da sie im alltäglichen Leben und Erleben (noch) nicht in Erscheinung getreten sind.



Erst blind, dann sehend

Das Johari-Fenster kann uns im Alltag immer wieder gute Dienste leisten und als kleine Achtsamkeits-Übung eingesetzt werden. Dazu folgende Impulse:

Achte einmal bewusst darauf, was du mit anderen teilst und was nicht. Was hältst du zurück und warum? Trau dich immer mal wieder, ein Stückchen mehr von dir zu zeigen. Du wirst vielleicht einen positiven „Rückkopplungseffekt“ wahrnehmen, denn je ehrlicher und authentischer wir uns selbst zeigen, desto offener und vertrauensvoller werden uns auch andere Menschen begegnen.

Immer dann, wenn du den Bereich „Geheimnis“ ein wenig verkleinerst, vergrößert sich automatisch der Bereich „Öffentlich“. Auf diese Weise kannst du bestehenden sozialen Beziehungen mehr Raum für Tiefe und Vertrauen geben.

Wohl am spannendsten ist der blinde Fleck. Um den blinden Fleck schrittweise zu verkleinern, kannst du immer mal wieder Feedback von anderen Menschen einholen, darüber, wie sie dich wahrnehmen, erleben, welche Eigenschaften und Fähigkeiten sie an dir wahrnehmen. Du wirst vielleicht überrascht sein davon, wie du von anderen wahrgenommen wirst.

Es kann sogar sein, dass sich ein regelrechter Widerstand in dir aufbauen wird. Hier liegt eine große Chance, dein Selbstbild zu erweitern und auch im positiven Sinne weiter zu integrieren, denn wenn wir wissen, wie wir von anderen wahrgenommen werden, können wir uns diesbezüglich weiterentwickeln.

Wenn du es ganz genau wissen willst, nutze gerne die nachfolgende Auflistung der Johari-Adjektive, indem du zunächst für dich selbst ankreuzt, welche Eigenschaften du an dir wahrnimmst. Bitte dann eine oder mehrere außenstehende Personen darum, ebenfalls eine Blanko-Liste anzukreuzen, basierend darauf, wie diese Person dich wahrnimmt. Zur Einfachheit können jeweils 5-10 Adjektive ausgewählt werden. Danach kannst du deine eigene Liste und die „fremde“ Liste nebeneinander legen und vergleichen. Je größer die Unterschiede, desto größer ist auch dein blinder Fleck.

Viel Spaß mit den Übungen, teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren!

 

 

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