Im I Ching geht das Wasser über die Bäume, in der Bibel geht Jesus über das Wasser und Percy Jackson bezwingt das Wasser in einer mehrteiligen Romanreihe. Das Wasser ist die Wiege des Lebens, es
nährt und beschützt den im Mutterleib heranwachsenden Embryo. Unsere Körper bestehen zu einem großen Anteil aus Wasser, viel trinken ist gesund und der Aufenthalt im Wasser ist für viele Menschen
Wellness pur.
Wie alles im Leben hat auch das Wasser eine dunkle Seite: Geht es sprichwörtlich über die Bäume, wird kräftig entwurzelt und weggespült. Wasser hat eine lange Nase und findet immer einen Weg,
früher oder später. Was keinen Bestand mehr hat, alt oder kränklich ist, wird fortgeschwemmt. Was das Wasser gegeben und gedeihen lassen hat, nimmt es. Binnen Sekunden. Alles geht, was nicht mehr stimmt. Eine Ansage, die man sonst nur von Küstenregionen
oder den Halligen der Nordsee hört:
Land unter.
Die Bilder rütteln wach: Volle Keller und Garagen, eingerissene Schallschutzwände, Zäune und durchweichte Hausfassaden. Weggespülte Autos gefolgt von Erdrutsch, Schlammlawinen und mehr. Wenn das
Leben wie ein Spiegel ist, dürfen wir uns fragen, welche Ursachen eine solche Wirkung „herbeispiegeln“ können. Die Ursachen
sind bekannt und doch liegen sie oft im Verdrängten.
Die Klimakonsequenzen werden immer noch zu gern beiseite gedrückt. Ich mag das Wort „Klimawandel“ nicht. Klimawandel ist natürlich und er geschieht schon, seitdem unser Planet entstanden ist.
Ansonsten säßen wir jetzt in einer von Vulkanen und Lava gezeichneten Erde. Klima ist nichts weiter als ein Indikator für Ursachen und deren Wirkungen. Je mehr Abgase, desto mehr Luftverunreinigung und Wärmeproduktion. Je mehr Flächenversiegelung, desto mehr Wasseransammlungen. Das
alles wiederum hat Konsequenzen für die Umgebungstemperatur und das Wetter.
Der Mensch der Industrienationen lebt bequem: Alles ist verfügbar, wird konsumiert, weggeworfen und neu gekauft. Mit dem Auto ist
man schnell mal beim Bäcker nebenan und das Flugzeug ermöglicht stressfreies Reisen zum geliebten Urlaubsort auf der anderen Seite der Welt. Das alles gehört einfach zu einem „normalen“ Leben
dazu. Oder nicht?
Welches Vermächtnis erschaffen wir mit unserer Lebensweise?
Wir fördern soziale Ungerechtigkeit, wir fördern die finanzielle Schere, wir fördern extreme Wetterlagen, wir fördern Tierleid und Ausbeutung, Dumpinglöhne und Zoonosen wie das C.-Problem. Und eine Baustelle jagt die nächste: Gestern das C.-Problem, heute Hochwasser. Und morgen? Extremhitze mit Waldbränden?
Mikroplastikvergiftungspandemie? Langzeitfolgen von Feinstaub und Abgasen? Die nächste Breitseite kommt bestimmt.
Wir dürfen daraus lernen. Jedes Mal.
In den alten Lehren der psychologischen Bildsymbolik, beispielsweise im Tarot oder in der Traumanalyse, wird das Wasserelement mit den Emotionen gleichgesetzt. Es kann sowohl seicht fließen und
in angenehme Wallung kommen. Es kann jedoch auch überfließen, zu einem reißenden Strom werden und uns nahezu überfluten und ertränken. Ist unser Fass etwa sprichwörtlich zum Überlaufen gebracht
worden?
Eine Autofahrt mehr oder weniger zählt. Ein Flug mehr oder weniger zählt. Einmal mehr oder weniger Konsumieren zählt. Einmal mehr hinsehen anstatt wegzuschauen wirkt. Wir können das Wasser nicht
aufhalten, wenn es überfließt und uns mitreißen will. Aber vielleicht können wir zuhören, genauer hinschauen und allmählich begreifen, was unbegreiflich ist. Dürfen wir surfen lernen? Loslassen?
Festhalten, was fortgespült wird?
Wo in deinem Leben bist du entwurzelt?
Passend dazu: Rotlaust tre fell von Wardruna - Bäume ohne Wurzeln fallen
Aura (Freitag, 23 Juli 2021 11:44)
Thorsten, wie wahr!
Der Mensch lernt durch Erfahrung. Langsam will diese in sein Begreifen und Verstehen von Welt, Körper und Geist einsickern. Steter Tropfen höhle den Stein. Ob es stimmt? Oder kriegen wir die Kurve letzten Endes doch nicht mehr?
Thorsten (Donnerstag, 22 Juli 2021 22:18)
Es lässt sich alles auf den Sprich zurückführen :
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann."
Der Boden versiegelt, der Fluss eingesargt. Der Enkel baut das Haus unten in der Flusskehre wo die Vorfahren niemals gebaut hätten.
Wer das Wasser vom Boden ausschließt und in Beschleunigungsrinnen einschließt der wird merken, dass Wasser stärker als Geld ist.