Bumm. Knall. Zisch. Leben ohne Smartphone, wie soll das denn möglich sein?! Von Wecker-App über Messenger bis hin zu digitalem Kalender. Wir haben uns im letzten Jahrzehnt ganz schön abhängig
gemacht von besagtem Gerät. Mir gefällt das Credo der permanenten Erreichbarkeit und allumfassenden Digitalisierung nicht. Es gibt einfach Grenzen. Vieles ist durch Digitalisierung komplizierter
und aufwändiger geworden. Von Vereinfachung kann hier nicht die Rede sein.
Abgesehen von dem Fakt, dass die Handynutzung das Konzentrationsvermögen wesentlich abstumpft, ist auch nicht zu vernachlässigen, dass die übrige Wirkung auf das Nervensystem nicht gerade
vorteilhaft ist. Das vertraute „Pling“ lässt nicht nur das Belohnungssystem feuern, sondern unterbricht auch gerne Abläufe und Direktkommunikation.
Ich habe schon oft darüber nachgedacht, mir ein simples Tastenhandy mit Anruf- und SMS-Funktion zu erwerben oder aber zumindest
gänzlich auf den grünen Messenger zu verzichten. Der Gruppendruck ist hartnäckig. Alles erwartet schließlich Erreichbarkeit. Mich hat es erschreckt einmal von einer Freundin zu hören: „Tut mir
leid falls ich dich heute Nacht mit meiner Nachricht geweckt habe, aber ich konnte nicht schlafen.“ Meine Antwort darauf war nur: „Ich verstehe nicht, nachts ist mein Handy grundsätzlich im
Flugmodus, etwa ab 20 Uhr bis 6:30 Uhr.“ Scheinbar gibt es Menschen, deren Gerät 24/7 on air ist.
Für mich undenkbar.
Genauso gefallen mir kleine Ausflüge in die Natur, zu denen ich mein Smartphone bewusst zuhause lasse. Nur der Wald und ich. Früher hat das schließlich auch funktioniert. Das möchte ich mir nicht
nehmen lassen. Ich habe mit der Zeit versucht, möglichst viele Dinge vom Smartphone abzukoppeln. Ich nutze es demnach ausschließlich für Textnachrichten, Sprachnotizen, Anrufe und SMS. Ab und zu
mache ich Fotos damit und stelle einen morgendlichen Wecker.
Bankgeschäfte und E-Mails erledige ich bevorzugt am Laptop. Auch Google habe ich von meinem Smartphone verbannt, nachdem ich
herausgefunden habe, wie das funktionieren kann. Das Smartphone soll für mich eine Vereinfachung darstellen und keinen zusätzlichen Aufwand. Die regelmäßige Wartung und Bereinigung des Speichers
ist schon Arbeit genug. Ein Backup muss reichen. Früher ging es auch ohne. Was eben weg kam, war weg.
Heutzutage wird das Smartphone wie etwas Heiliges behandelt. Manche Leute haben ihr gesamtes Leben damit synchronisiert: Die Jogging-Route, den Einkaufszettel, den Menstruationszyklus, die
Schlafenszeiten, die Bankgeschäfte und vieles mehr. In vielerlei Fällen gleicht das Smartphone bereits einer elektronischen Fußfessel ohne die Menschen nicht mehr das Haus verlassen oder zur
Arbeit gehen können.
Die Abhängigkeit vom weltweiten Netz ist so oder so real. Umso wichtiger ist es mir, diese Abhängigkeit möglichst auf das Notwendige zu beschränken, eben da, wo es nicht anders geht und da wo es
eine tatsächliche Erleichterung mit sich bringt. Unter einem YouTube Video las ich: Zwei Arten der Kommunikation reichen für jeden Anlass dieser Welt aus und funktionieren in fast jedem Bereich
der Welt. Synchrone Kommunikation (Telefon) und asynchrone Kommunikation (E-Mail). Mehr ist im Grunde nicht von Nöten.
Wie intensiv nutzt du dein Smartphone?
Hast du überhaupt eines?
Timo (Mittwoch, 04 Januar 2023 08:00)
Hi
Ich habe seit Mitte 2019 gar kein Handy mehr.
Anfangs war es wirklich sehr komisch und man hat sich irgendwie nakt und unvollständig gefühlt.
Viele Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen haben sich gewundert geärgert und mich als Spinner abgestempelt.
Ich selbst habemich nach einigen Monaten daran gewöhnt und die Vorteile schätzen gelernt.
Meine Frau ist nach wie vor etwas genervt davon, dass ich nicht immer erreichbar bin.
Für mich war das Weglassen dieses Gerätes, der letzte logische Schritt auf meiner "Minimalismusreise".
TV und Computer habe ich ebenfalls nicht mehr.
In meinem Büro in der Arbeit steht ja zwangsweise so eine Kiste. :-)
Man braucht nicht was andere erwarten- man braucht das was man selbst besitzen möchte.
Bei langen Campingurlauben und während meiner Bundeswehr Zeit, habe ich schon früher gemerkt- was man alles NICHT braucht zum glcklich sein.
Timo
Thorsten (Donnerstag, 07 Oktober 2021 19:19)
Das Smartphone ist eine dienstbare Droge. Und zunehmend wird es verlangt : die Busfahrkarte, Banking, Impfzertifikat,.... das Gegenüber sagt , dass das Smartphone Standard sei. Ich habe mehrere Anläufe gestartet und hatte am Ende mehr Apps und mehr Nutzung als vorher. Dafür bin ich kaum noch am PC. Nur Steuer und etwas Verwaltung gehen nicht wirklich auf dem Smartphone, der Bildschirm ist doch zu klein bzw. die Software gibt es nicht auf dem Handy.
Das mit dem Telefonieren und email scheint mir eine nostalgische Sicht zu sein, nicht mehr zeitgemäß. Fast wie SMS, seit 10 Jahren tot. Nur in den USA sitzen sie auf dieser alten Technik. Meine Kinder telefonieren nicht, jedenfalls nicht über Festnetz oder Mobilnetz. Wir werden erleben, dass beides abgestellt wird. Maximal 10 Jahre denke ich, dann ist alles über Internet abgebildet. In Kombiprodukten (DSL+Festnetz) ist das schon lange so. SIP heißt das. Die Festnetznummer ist ein dummes Anhängsel, das darüber gelegt wurde. Email nutzen meine Kids ebenfalls nicht bzw. sehr ungern, viel zu umständlich. Chatprogramme mit integrierter Telefonie sind eigentlich schon Standard.
Gabi (Sonntag, 26 September 2021 19:09)
Ich finde, es kommt darauf an, wie das Smartphone genutzt wird. Den grünen Messenger habe ich schon lange nicht mehr, aus sozialen Netzwerken bin ich raus. Bis auf wenige Ausnahmen sind diese ganzen Mitteilungen entweder aus oder stumm geschaltet. Draußen ist das mobile Internet nur dann an, wenn ich es brauche. Unterwegs telefoniere ich in der Regel gar nicht, maximal kurzer Text. Ich bin jahrzehntelang prima ohne Mobiltelefon ausgekommen. Flugzeugmodus ist auch oft an. Zwischen 20 Uhr und 8 Uhr können mich telefonisch nur ganz wenige, ausgewählte Leute überhaupt direkt erreichen. Finde ich sehr angenehm.
Martina (Sonntag, 26 September 2021 18:07)
Liebe Aura, danke für den spannenden Artikel, der mal wieder zum Nachdenken anregt. Im Prinzip pflichte dir vollkommen bei: ein Tastenhandy wäre die Lösung, auch wenn wir alle wohl schon etwas daran gewöhnt sind, am Handy rumzuhängen und es ein ziemlicher Entzug wäre. Ich habe das ganze umgedreht: ich bleibe beim Smartphone, ersetzt es mir doch eine Vielzahl von Geräten/Dingen: Stereoanlage, manchmal TV, Wecker, Eieruhr, Fotoapparat, Videokamera,.. das nenne ich doch effizient und minimalistisch! Worauf ich seit einigen Jahren verzichte, ist ein PC, Laptop oder Tablet. Da ich täglich in der Arbeit an diesem Gerät sitze, möchte ich das in meiner Freizeit nicht auch noch tun und erledige alles Nötige übers Handy. So ist es auch ein Gerät weniger und ich vermisse nichts. Bei den Messengern habe ich die Chats bis auf wichtige Familienmitglieder auf stumm geschaltet, in sozialen Netzwerken bin ich nicht (mehr) aktiv und auch ich nutze wie du den Flugmodus abends. Einen Fernseher habe ich (leider) noch, da meine Söhne dort YT schauen, PlayStation zocken oder netflixen. Reguläres Fernsehprogramm haben wir aber nicht und es interessiert auch keinen hier. Ich denke, jeder muss aus der Vielfalt bewusst auswählen, was er braucht und was gerade zur Situation passt. Liebe Grüße!