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Minimalismus auf allen Ebenen

 

Schon bevor ich trendigen Büchern, Beiträgen und Dokumentationen über Minimalismus begegnete, strebte ich dieses Konzept des „wesentlichen Lebens“ an, um Klarheit in mein Leben zu bringen. Ich sehnte mich nach Fokus und danach, in mir selbst ruhen zu können. Ich wünschte mir eine klare Linie, friedvolle Gedanken und ein überschaubares Lebensumfeld, das mich nicht mit Informationen, Eindrücken und visuellem Lärm überflutet. „Minimalismus“ ist der Sammelbegriff für das, wonach ich gesucht habe.

Ich bemerke, dass viele mit dem Begriff „Minimalismus“ nicht wirklich etwas anfangen können, wenn ich ihn im Zusammenhang mit meiner Lebensweise einbringe. Minimalismus ist vor allem stark mit Kunst assoziiert. Danach denkt eins höchstens an Entrümpelung und Kleiderschrankoptimierung. Das Lebenskonzept hinter „Minimalismus“ geht so viel weiter.

Minimalismus geschieht auf vielen Ebenen:

- Wohnen und Ordnung
- Kleidung
- Ernährung
- Küche und Kochen
- Hygiene- und sonstige Produkte
- mentale Klarheit
- Beziehungen
- Authentizität der eigenen Person
- Klare Kommunikation
- Reizmilderung
- Innere Ruhe

Und so weiter.

Minimalismus ist nur ein Begriff, ein Schlüsselwort und SEO-optimierter Suchbegriff, der es Interessierten erleichtert, nach bestimmten Inhalten zu suchen, vor allem in der Online-Welt. Minimalismus ist eigentlich Maximalismus, insofern, dass ein Leben in Fülle, Zufriedenheit und Reichtum angestrebt wird.

 

Das unterscheidet Minimalismus von Armut: Eine einfache und minimalistische Lebensweise wählen wir bewusst und achtsam. Minimalismus ist kein Verzicht, sondern der Luxus, selbst zu entscheiden, was im Leben wesentlich ist. Und was nicht. Minimalismus ist unabhängig von dem was wir unser „Einkommen“ nennen. Minimalismus meint einen Weg, der entsteht, wenn das verwirklicht wird, was stimmig ist. Das kann für jeden Menschen anders aussehen.

Die reduzierte Wohnung, der überschaubare Kleiderschrank, das fehlende Auto und der verkaufte Fernsehbildschirm – all das sind „nur“ mögliche Nebenprodukte einer Lebensweise, die innerlich wurzelt und einer Haltung entspricht. Es geht nicht um die Dinge, nicht um Perfektionismus, nicht um Geiz, nicht um Restriktion und Selbstkasteiung. Das Gegenteil ist der Fall. Es geht um die eigene Selbsterkenntnis und darum, zu entscheiden:

Was entspricht dem Menschen, der ich bin und sein möchte?
Was darf gehen, weil es nicht mehr zu mir gehört?

Was ist für dich wesentlich?

 

 

Kommentare: 7
  • #7

    Thorsten (Dienstag, 29 September 2020 17:58)

    Hallo Aura,
    letztlich ist es für mich die Reizmilderung, die ein Ergebnis auf allen Ebenen ist. Und die damit verbundene Arbeitsersparnis. Der klarere Blick auf die Dinge, die man im Alltag pflegen, putzen und wiederfinden muss. Zeitliche und räumliche Freiehit, herrlich.

  • #6

    Aura (Samstag, 26 September 2020 17:29)

    So ein Notizbuch habe ich auch! :-) Und die allerbesten Juwelen schreibe ich mir dann nochmal zusätzlich sichtbar auf, ob als Zettel oder auf dem Desktop Hintergrund oder Smartphone - da gibts viele Möglichkeiten.

  • #5

    Anja (Samstag, 26 September 2020 17:01)

    Die Idee mit dem Erinnerungszettel ist gut! Vielleicht sollte ich das mal versuchen.
    Ich habe ein Notizbuch, in das ich alles, was ich so lese und mir bemerkenswert bzw. erinnerungswürdig erscheint, notiere. Aus Büchern, Blogs, Zeitungen oder auch Zitate oder Bemerkungen, die mir Freunde oder Mitmenschen sagen.
    Das Problem hierbei ist, dass ich zwar viel notiere, aber nicht allzu häufig, das Geschriebene wieder nachlese. Trotzdem - wenn ich mir dann die Zeit nehme, Notiertes wieder zu lesen und mir in Erinnerung zu rufen, bin ich immer wieder erstaunt, welche "Juwelen" an Aussagen und Lebensweisheiten, ich schon lesen und lernen durfte.
    Deshalb werde ich mein "Notizbuch" auf jeden Fall beibehalten. Das ist für mich wichtig und wesentlich. Aber den Erinnerungszettel probiere ich aus! Danke.

  • #4

    Aura (Samstag, 26 September 2020 11:54)

    Hallo Thorsten! Oh ja, Frei-Raum und visueller Balsam durch reduzierte Einrichtung, ich persönlich fühle mich so am wohlsten. Alles geht einfacher von Sachen finden bis Putzen etc. Auf uns prasseln täglich so viele Reize und Informationen ein, dass ich es für unabdinglich halte, in einer reizmilden Umgebung zu wohnen.

  • #3

    Aura (Samstag, 26 September 2020 11:52)

    Hallo Anja! Freut mich sehr, dass du dich inspiriert fühlst. Mir geht es ganz genau wie dir. Ich hänge mir manchmal einen Erinnerungszettel auf mit der Frage "Was ist jetzt wichtig?" oder "Tut es gut, was du gerade tust?" - das hilft mir im Alltag, mich immer wieder rückzubesinnen.

  • #2

    Thorsten (Freitag, 25 September 2020 23:28)

    Die Reizminderung und der gewonnene Freiraum ist für mich wesentlich. Gleichzeitig steigert es auch die Effektivität, da man Dinge schneller findet. Der Preis dafür ist, dass man nicht alles hat, nicht immer Ersatz hat und ggfls. aussortierte Dinge evtl. zurückkaufen muss. Ein fairer Tausch. Keine Warenlager mehr in meiner Wohnung ;)

  • #1

    Anja (Freitag, 25 September 2020 22:15)

    Liebe Aura,
    was für ein schöner Beitrag!
    Ich lese Deine Blogartikel über "das Wesentliche" immer besonders gerne. Du hast die Gabe, so ganz klar und deutlich zu veranschaulichen, wie wichtig immer wieder diese (persönliche) Rückbesinnung auf das wirklich Wesentliche im Leben ist.
    Denn > so geht es mir immer > auch wenn es mir grundsätzlich natürlich klar ist, werde ich immer wieder von all den Terminen, Verpflichtungen, Dingen, Informationen, Lebensentwürfen, Ernährungsformen, Fitnessvorgaben, Schönheitsidealen und und und.... wegeschwemmt und verliere mich in diesem Overload, der täglich über soziale Medien etc. über uns ausgeschüttet wird. Irgendwie ist es sehr schwer, sich da tatsächlich rauszunehmen. Schneller, weiter, mehr und noch mehr....
    Darum fühlt es sich für mich immer wieder gut an, erinnert zu werden, dass ein wesentliches Leben, eine täglich neu getroffene Entscheidung ist. Ich muss mich immer wieder erinnern und meinen Weg justieren, mich fragen, ob all die Tagesordnungspunkte, die so dringend und notwendig erscheinen, tatsächlich "wesentlich" sind? Bringen sie mich meinem (gewünschten bzw. angestrebten) Lebensentwurf tatsächlich näher? Oder vergeude ich wertvolle Zeit.
    Es ist heutzutage wirklich Luxus, den Mut zu haben, einfach selbst zu entscheiden, was wichtig und wesentlich ist. Aber die Entscheidung für etwas > ist natürlich auch immer die Entscheidung gegen etwas. Da liegt oft die Crux. Der moderne Mensch will alles und das am besten sofort per Mausklick!

    Kennst Du die Abend-Gatha im Zen?
    "Aus tiefsten Herzen sage ich Euch allen dies Eine:
    Immer geht es um Leben und Tod.
    Alle Formen vergehen schnell
    und kein Verweilen kennt der Augenblick.
    Darum seid achtsam! Keiner sei nachlässig, keiner vergesslich!
    Seid alle stets wach!"
    Vielen Dank für Deine Inspiration!
    Anja