Jetzt kommt er also doch: Ein Artikel über das C.-Problem. Über ein Jahr ist es nun her, dass wir in den Lockdown geschickt wurden. In diesem Artikel möchte ich weniger über die Fakten und Zahlen
des C.-Problems sprechen, die werden einem sowieso täglich und in x Varianten um die Ohren gehauen. Ich möchte auch keine „Meinungen“ zum Besten geben, die hast du selbst schon. Und sie spalten
mehr als zuvor die Gemüter der Menschen. Mir geht es um Umgang, Kollektivismus und Ursachenforschung.
Zur Einstimmung mein Lieblingszitat von Theodor W. Adorno, das auch die Titelseite meiner Masterarbeit zum Thema „Bildungskritik“ ziert:
„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“
- Theodor W. Adorno
Was ich wahrnehme, seitdem das C.-Problem aufgetaucht ist: Angst. Sehr viel Angst. Kollektive Angst. Unsicherheit, die sich ausbreitet, die Menschen wankend macht und gegeneinander aufbringt.
Eine soziale Spaltung, die Meinungen zum höchsten Gut und zum höchsten Verrat zugleich deklariert. Keine andere Krise, die ich in meinem Leben miterlebt habe, hat auf eine solch globale Art und
Weise die Gegensätze des Menschen hervorgebracht.
Das C.-Problem macht sichtbar, wie weit wir uns als Zivilisation entwickelt haben. Dabei ist das C.-Problem auch längst zu einem Umweltproblem geworden, zeichnen doch etliche, achtlos
weggeworfene Masken die Pfade der Wälder, Wiesen und Felder. Psychosoziale „Demaskierung“ oder doch nur Unachtsamkeit gegenüber unserer unmittelbaren Umwelt? Das C.-Problem verdeutlicht, was
nicht rund läuft und bringt auf den Tisch, was vielleicht jahrelang untergegangen ist. Es verdeutlicht, wie wir geprägt sind, wie wenig risikofreudig wir sind und wie sehr wir abhängig zu sein
scheinen von Technik, Internet und moderner Medizin.
Das C.-Problem maskiert nicht nur die Völker – buchstäblich – sondern lässt Wahrheiten unter jüngst geknüpften Teppichen verschwinden.
Das C.-Problem wirft Schatten: Seine Entstehungsgründe bleiben weitgehend undiskutiert, dabei liegen sie auf der Hand. Durch die invasive Lebensweise des Menschen gegenüber unberührten
Naturräumen, „Nutz“-Tieren und anderen Menschen, begünstigt er selbst seit vielen Jahrzehnten die Ausbreitung von ebenfalls invasiven Erregern. Ironie des Schicksals oder hausgemachtes Problem?
Je mehr Tiere und Menschen sich auf „unnatürliche“ Art und Weise sich an einem Ort aufhalten, desto günstiger sind die Bedingungen für Erreger.
Mein Lieblingsbeispiel ist der Erreger der Beulen- und Lungenpest, der ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung tötete und eine der verheerendsten Pandemien auslöste. Die Bedingungen
dafür ergaben sich durch die Verunreinigung der mittelalterlichen Städte. Dadurch wurden Ratten angelockt, die den „Pestfloh“ übertrugen. Nicht nur der Pesterreger „Yersinia pestisist“ ein
Beispiel für die Problematik voranschreitender Versiegelung von Flächen, Kulturfolgertum und „Nutz“-Tierhaltung. Die Vogelgrippe, BSE, HIV und auch das C.-Problem lassen sich in diese Kategorie
der sogenannten „Zoonosen“ einordnen. Sie sind zivilisationsbedingt
und hausgemacht.
Wir tragen die Verantwortung.
Die Spuren, die wir hinterlassen, graben sich tief in das Fundament unseres Planeten, der unsere unabdingbare Lebensgrundlage
ist. Wir können jeden Tag etwas dafür tun, uns und unsere Umgebung gesund und rein zu halten. Wir können in vielen Bereichen selbstbestimmt entscheiden, was wir konsumieren und wieviel davon.
Mit unseren Geldmitteln tätigen wir jeden Tag Abstimmungen, ganz gleich ob es um Lebensmittel, Medikamente, Dienstleistungen oder andere
Artikel und Produkte geht: Wir können die Basis für Gesundheit schaffen, durch eine pflanzenbasierte, vollwertige und nachhaltige Ernährung, bewussten Konsum, Naturverbindung und eine sinnvolle
und achtsame Lebensgestaltung. Angst hingegen lähmt uns und fördert Krankheit.
Hinterlassen wir unsere Spuren sanft und wohlwollend. Lasst uns dabei eine Inspiration für andere sein. Wir wollen nicht belehren oder auferlegen, sondern voran gehen. Entdecken wir jeden Tag
etwas Schönes und verleugnen nicht die Schatten, die das Leben wirft. Übernehmen wir die Verantwortung für unser Leben. Lassen wir uns nicht blenden von der Macht der anderen und lassen wir uns
nicht entmutigen von unserer eigenen gefühlten Ohnmacht. Dr. Joseph Weizenbaum sagte treffend: „Die sogenannte Ohnmacht des Einzelnen ist vielleicht die gefährlichste Illusion, die ein Mensch
haben kann.“
Schauen wir in den Spiegel des Lebens, ist das C.-Problem letztendlich vor allem eines: Das Resultat einer unachtsamen,
unwissend-fahrlässigen und ausbeuterischen Haltung des Menschen seiner Umwelt gegenüber. In diesem Sinne: Lasst uns bewusster leben. Das C.-Problem ist mindestens auch eine C.-Chance und die
beste Gelegenheit dazu, echte Ursachenforschung zu betreiben und echte Lösungen zu finden. Für den langfristigen Erhalt unserer einzigen Lebensgrundlage, der Erde. Für uns. Für alle, die mit uns
leben. Für alle, die nach uns kommen werden.
Lasst uns wesentlich leben.
Jeden Tag ein kleines bisschen mehr.
Thorsten (Samstag, 17 April 2021 14:51)
Ich kaufe mit Maske im Unverpacktladen, spare Verpackung und entsorge die Maske anschließend im Restmüll. Wo sind wir bloß gelandet ?
Ein schöner Artikel zum Nachdenken.
Nine (Samstag, 17 April 2021 12:02)
Toll geschrieben! Wie immer :-)
Aura (Mittwoch, 14 April 2021 17:15)
Hallo Anja!
Vielen vielen Dank für diese tolle Rückmeldung! Die Opferrolle ist wirklich ein gefährliches Schlupfloch, ja. Kleine Schritte sind super, die kann man immer umsetzen. Tolles Mantra mit der Welt, das sehe ich auch so: Was ist unser Vermächtnis? Können wir etwas hinterlassen, das diesen Ort ein kleines bisschen friedvoller macht?
Anja (Mittwoch, 14 April 2021 15:49)
Chapeau, liebe Aura!
Gut formuliert, gut auf den Punkt gebracht. Ich teile Deine Ansicht!
Nicht nur Opfer sein! Wir alle tragen Verantwortung und JEDER kann zur Lösung beitragen. Auch in klitzekleinen Schritten. Einfach indem ich z. B. meine FFP2-Maske nicht im Einkaufswagen dem nächsten Nutzer achtlos hinterlasse > sondern mich um meinen Dreck selbst kümmere.
Und zwar zum Wohle aller Lebewesen, da fängt der Gedanken-Switch an. Nicht nur, damit ich mein Wohlbefinden sicherstelle! Wir sitzen alle im selben Boot.
Früher hörte ich öfters diesen Ausspruch, man solle die Welt ein bisschen besser verlassen, als man sie vorgefunden hat. Das wäre ein gigantischer Anfang!
Herzliche Grüße Anja