Datenzeitalter

 

Die Welt ist schneller geworden. Ohne Technik und digitale Medien läuft nichts mehr. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, wenn es um die Verkomplizierung der Welt geht. Daher bleibt mir nichts anderes, als darauf los zu schreiben, was ich aktuell mehr denn je wahrnehme. Und vielleicht geht es dir ja ähnlich?

Die Erfindung der Technik und digitalen Medien sollte uns einst das Leben leichter machen. Telefon statt Brief, Copy & Paste statt mühseliger Abschriften. Und so weiter. Mir scheint, dass wir in unserer globalen Welt an einem Punkt angelangt sind, an welchem sich die Vereinfachung durch Technologien ins schiere Gegenteil verkehrt. Heute benötigt man für alles eine Registrierung, eine App, ein Endgerät, Speichermedien, Unterschriften, Genehmigungen und virtuelle Kontaktmedien. Ein einfacher Zettel mit Datum und Unterschrift für die Postbotin zur Abstellerlaubnis reicht nicht mehr aus.

Überall und nirgendwo schweben die gigantischen Datenkraken Google, Amazon und Co. über uns und registrieren jeden Schritt, jede Bewegung, jeden Kauf, jede Jogging-Route, verbrannte Kalorien, Tinder-Matches und den Live-Standort. Das C.-Problem treibt diese Entwicklung auf die Spitze: Kontaktverfolgung, Warn-Apps, digitale Impf-Eintrittskarten und Schnelltest-Abrufcodes und eine schier ungeheure Logistik begleiten heute den Alltag vieler Menschen.

Wir sind du Dokumenteuren der Dokumentation geworden. Zu Verwaltern der Verwaltung und zu Bürokraten der Bürokratie. Bei dem aktuellen Tempo benötigen wir schon sehr bald zusätzliche Arbeitskraft, durch welche die Masse und Menge an Registrierungs- und Dokumentationsprozessen, Daten- und Logistikverwaltung getragen werden muss. Schon jetzt sind wir zu Hochleistungsmaschinen und zum „Smart-Human“ unserer Zeit geworden.

Für wesentliche Arbeitsinhalte ist kaum noch Raum, da uns der Technisierungs- und Digitalisierungswahnsinn immer mehr Kapazität abverlangt. Worauf steuern wir zu? Die Spekulationen sind vielfältig: Big Data als neue Herausforderung, Social Rating Systems, neue „Pandemien“ der Kopflastigkeit, Erschöpfung und global Controlling.

Vom Zeitalter der Informationsflut steuern wir in das neue Zeitalter von Big Data – das Zeitalter der Datenverwaltung, in welchem immer mehr Verwaltungsprozesse in immer weniger Zeit bewältigt werden müssen und in welchem der gläserne Bürger zum Smart-Human der technisierten und digitalisierten Wirtschaft deklariert wird. Einen großen, „bösen“ Zampano gibt es nicht, denn wir alle tragen den Prozess mit.

Der neue Smart-Human des Datenzeitalters ist stets produktiv, permanent erreichbar und wenig geerdet. Er ist ein „Luftmensch“, der den Kontakt zum Boden allmählich verliert und zwischen den „drifting Clouds“ der Global Player umherschwirrt, mal hier mal dort und immer bestrebt darin, noch mehr Daten in Windeseile zu verwalten und zu bearbeiten. Alles will er kontrollieren, messen, dokumentieren und kommunizieren. Wer schon einmal in einem Sportflieger gesessen hat weiß, dass es über den Wolken gefühlt kein oben und unten mehr gibt und die Welt auch mal upside down steht.

Was erwartet uns über den Wolken und hinter der Welt? Schaffen wir den Schritt von Biga Data zurück zum wesentlichen Kern des menschlichen Lebens? Finden wir gemeinschaftlich zurück zu den Kernthemen und wirklich wichtigen Dingen oder verstricken wir uns täglich mehr in einem Teppich aus Datenautobahnen und digitalen Kommunikationswegen?

Was ich hier schreibe soll lediglich zum Nachdenken anregen, denn eine Antwort auf all diese Fragen habe ich nicht. Ich weiß nicht, welche Zukunft das Datenzeitalter für uns bereithält und welcher Schritt als nächstes kommt. Ich weiß nur, dass Vereinfachung vielleicht zu keinem Zeitpunkt so lebenswichtig und essentiell war, wie zum heutigen. Denn „in einer Welt, die überflutet wird von bedeutungslosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ (Yuval Noah Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert).

Wie gewinnst du Klarheit im Zeitalter von Big Data?

 

 

Kommentare: 5
  • #5

    Thorsten (Freitag, 10 September 2021 19:36)

    Kurz vor Corona war ich soweit mein Smartphone rauszuwerfen. Dann habe ich doch lieber das alte Tablet entsorgt.
    Zu viele Annehmlichkeiten bringt das Smartphone und Zwänge leider gleichzeitig. Telefon im Handy brauche ich nicht, was sollte man da reden, das kostet, dauert ewig, die Verbindung ist oft schlecht und Kommunikation geht stressfreier und gesichert asynchron über die App "Signal".
    Ich habe zig Accounts, viele habe ich sogar vergessen. Schlimm Schlimm.
    Im Passwortsafe von Google kann man sie vielleicht noch finden.
    Meine direkte Verwandtschaft hat kein Smartphone, Handies gibt es nur für Notfälle und Prepaid. Langsam holt es sie aber auch ein.

  • #4

    Aura (Freitag, 03 September 2021 06:39)

    Liebe Valli, ich nutze Jimdo und bin damit sehr zufrieden. Ich zahle im Monat 12 Euro. Der Service ist super und bisher hatte ich keine Probleme, die Website bietet 5000MB Speicherplatz bei beliebig vielen Navigationselementen und Unterseiten.

    Liebe Grüße!

  • #3

    Vali (Donnerstag, 02 September 2021 20:28)

    Liebe Aura,
    darf ich fragen bei welchem Anbieter Du bist, für deine Homepage? Und wie viel du da monatlich zahlst? Ich suche noch nach einem halbwegs bezahlbarem Anbieter

  • #2

    Aura (Sonntag, 29 August 2021 09:35)

    Hallo Gabi!

    Ich bin momentan auch am Accounts ausmisten. Vor allem E-Mail Anbieter. Ich bin zu posteo gewechselt. Werbefrei und mit Aliasfunktion. Was eine Wohltat. Die Sache mit den Zeugnissen etc. kenne ich sehr gut. Und obendrein ist man dann auch noch "selbst schuld", wenn man nicht noch das 4. Sicherungs-Back-Up gemacht hat. Hier entstehen indirekte Zwänge und zusätzliche Verwaltungsaufgaben, die früher schlichtweg nicht existent waren. Ich habe für mich noch nicht den "perfekten" Umgang damit gefunden, halte es aber wie du: So viel wie möglich analog.

    LG!

  • #1

    Gabi (Samstag, 28 August 2021 17:05)

    Man muss wirklich aufmerksam bleiben. Ich durchstöbere immer wieder mal meine Accounts, die sich so angesammelt haben: Was kann weg? Es findet sich (fast) immer was.

    Manches finde ich unnötig: Waschmaschinen und Kühlschränke über WLAN steuern, die Homepods, die ganzen elektronischen Spielgeräte…

    Da wo man statt App einen Browser benutzen kann, mache ich das. Und wenn ich irgend ein neues Ding brauche, schaue ich, ob es das auch ohne den elektronischen Datensalat gibt, aktuell analoge Küchenwaage mit 20g-Einteilung in Edelstahl.

    Trotzdem ist vieles schräg. Früher hatte ich die wichtigen Unterlagen, wie Zeugnisse etc. in einem oder zwei Ordnern. Wären die weg gewesen: Tja, dann wären sie eben weg und ich hätte zuschauen müssen, ob und was ich wieder bekomme. Heute: gewöhnlich im Ordner und alles eingescannt, doppelt oder dreifach gesichert. Sowas ist schon manchmal schräg.